Josef Fritzl: Über 24 Jahre hielt er seine Tochter gefangen – und zeugte 7 Kinder mit ihr - WELT (2024)

Kopf des Tages Josef Fritzl

24 Jahre sperrte er seine Tochter ein – und zeugte sieben Kinder mit ihr

Inzest in Niederösterreich: Nicht nur vergewaltigte Josef Fritzl aus Amstetten sein eigenes Kind tausendfach. Als er 2008 aufflog, gab er sich erst zerknirscht, suchte aber nach Ausflüchten – bis Elisabeth im Gerichtssaal saß.

| Lesedauer: 5 Minuten

Von Antonia Kleikamp

Josef Fritzl: Über 24 Jahre hielt er seine Tochter gefangen – und zeugte 7 Kinder mit ihr - WELT (1) Josef Fritzl: Über 24 Jahre hielt er seine Tochter gefangen – und zeugte 7 Kinder mit ihr - WELT (2)

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So sieht wohl völliger Realitätsverlust aus: „Ich bin kein Monster“, beteuerte Josef Fritzl nach seiner Festnahme Ende April 2008. Zuvor hatte er sein eigenes Kind Elisabeth fast 24 Jahre lang, nämlich seit dem 28. August 1984, in einem engen Verlies im Keller seines Hauses in Amstetten (Niederösterreich) eingesperrt.

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Und nicht nur das: Regelmäßig vergewaltigte er die Tochter – und schwängerte sie siebenmal. Drei der Kinder mussten mit der Mutter eingesperrt leben, drei „adoptierte“ Fritzl und nahm sie in seine oberirdisch lebende Familie auf. Das siebte Kind, ein Junge, starb 1996 kurz nach der (naturgemäß nicht medizinisch begleiteten) Geburt im Verlies. Kein Monster?

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Inzest ist aus guten Gründen in den meisten Gesellschaften der Menschheitsgeschichte ein Tabu, und besonders Geschlechtsverkehr zwischen Eltern (in der Regel Väter) und leiblichen Kindern, fast immer Töchter. Aber Fritzls Vergehen ging weit über vielfachen Verstoß gegen dieses Tabu hinaus: Er war nicht nur ein Vergewaltiger und Kerkermeister der eigenen Nachkommen, sondern auch ein Mörder.

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Jedenfalls stuften die acht Geschworenen des Landesgerichts in der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten den Tod des neugeborenen Jungen als Mord durch Unterlassen ein. Ferner sprachen sie ihn der Sklaverei schuldig. Der 73-jährige Fritzl bekam die Höchststrafe lebenslänglich als „zurechnungsfähiger“, gleichwohl „geistig abnormer Rechtsbrecher“; unwahrscheinlich, dass er jemals wieder freikommt.

Das Urteil war das Ende einer mindestens 41 Jahre langen kriminellen „Karriere“. Fritzl, geboren 1935 in Amstetten, war erstmals 1967 strafrechtlich auffällig geworden – und zwar gleich wegen Vergewaltigung und versuchter Vergewaltigung, wofür er auch bereits hinter Gittern saß. Zu dieser Zeit war Fritzl bereits seit drei Jahren verheiratet; seine älteste Tochter schon geboren.

Es war genau diese Elisabeth, die ihr eigener Vater am 28. August 1984 unter einem Vorwand in den Keller gelockt und in dem fensterlosen, muffigen und feuchten Verlies eingesperrt hatte. Am folgenden Tag meldete er das seinerzeit 18-jährige Mädchen als „vermisst“; Fritzl behauptete, sie sei „bei einer Sekte gelandet“. In Wirklichkeit vergewaltigte der Vater in den kommenden Jahren seine Tochter mehrere tausend Mal.

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Zwei Kinder brachte Elisabeth 1988 und 1990 in dem sukzessive erweiterten Kerker zur Welt, ein Mädchen und einen Jungen. Drei Jahre später lag vor dem Haus der Fritzls ein etwa neun Monate altes Mädchen zusammen mit einem Begleitbrief. Darin „bat“ Elisabeth ihre Eltern angeblich um Hilfe, weil sie sich nicht um das Neugeborene kümmern könne. Denn sie habe schon zwei Kinder. Fritzl, zugleich Vater und Großvater der Kleinen, adoptierte sie. Das wiederholte sich im Dezember 1994; wieder ein Mädchen, diesmal zehn Monate alt.

Von der Geburt von Zwillingen, zwei Jungs, im Verlies im April 1996 bekam angeblich ebenfalls niemand im Haus etwas mit. Der eine Zwilling starb nach zwei Tagen, seine Leiche „entsorgte“ Fritzl im Ofen. Der andere wurde im August 1997 bei den Fritzls „gefunden“.

Mehr als zehn weitere Jahre musste Elisabeth mit zunächst ihren beiden ältesten Kindern, ab Ende 2002 mit einem weiteren Sohn ihres eigenen Vaters in dem zur kleinen Zweizimmerwohnung ausgebauten Verlies unterirdisch und ohne Tageslicht vegetieren. Diese drei Kinder bekamen bis 2008 nie Sonnenlicht zu sehen.

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Das Martyrium endete erst, als das älteste eingesperrte Kind, die 1988 geborene Kerstin, schwer erkrankte. Fritzl holte sie aus dem Verlies und legte sie vor seinem Haus ab; Kerstin kam ins Krankenhaus. Als daraufhin das Regionalfernsehen einen Aufruf verbreitete, die Mutter möge sich melden, konnte Elisabeth nach 24 Jahren im Keller ihren Vater überreden, sie und ihre anderen Kinder freizugeben.

Doch zunächst konnte Fritzl noch die Darstellung aufrechterhalten, seine Tochter sei verantwortlich. Erst als die Behörden ihr zusicherten, es werde keinen Kontakt mehr zu ihrem Peiniger geben, sagte sie aus. Österreich war schockiert von dem Verbrechen. Nur zwei Jahre zuvor hatte sich nach mehr als 3000 Tagen Natascha Kampusch aus der Gewalt ihres Entführers befreien können. Der Mann hatte daraufhin Selbstmord begangen, sodass es keinen Strafprozess gab.

Bei Josef Fritzl war das anders: Er wurde öffentlich vor Gericht gestellt, auch wenn natürlich die auf Video aufgezeichnete Aussage von Elisabeth den Geschworenen unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorgespielt wurde. An diesem Tag saß die inzwischen 42-jährige Frau auf der Besuchertribüne des Verhandlungssaals, in sicherer Entfernung von Fritzl, aber doch für ihn zu sehen. Daraufhin legte der bis dahin zwar schon geständige, aber nach Ausflüchten suchende Täter ein umfassendes Geständnis ab. Der Prozess konnte von den angesichts der eindeutigen Beweislage veranschlagten fünf auf vier Verhandlungstage verkürzt werden. Fritzl nahm das Urteil an und verzichtete auf Rechtsmittel.

Im Zusammenhang mit dem Fall Fritzl wurden ähnliche Taten bekannt: In den USA war eine Elfjährige 1991 entführt und 18 Jahre gefangen gehalten worden; sie brachte nach Vergewaltigungen zwei Kinder im Kerker zur Welt. In Brasilien versteckte ein Fischer seine Tochter zwölf Jahre lang in einer unzugänglichen Hütte und zeugte sieben Kinder mit ihr. In Italien war es sogar eine Mutter, die ihre Tochter 18 Jahre lang gefangen gehalten hatte; hier fiel gewöhnlicher sexueller Missbrauch wie bei Fritzl als Motiv natürlich aus.

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